Die anderen Sitten anderer Länder können den Reiz einer Reise ausmachen oder zu einem stimmungstrübenden Ärgernis werden, nur weil man aus Unkenntnis landestypischer Eigenarten von einem Fettnäpfchen ins andere tritt. Thailand ist das Land der guten Manieren, deren Ursachen und Wirkungen weit über die bei uns mit diesem Begriff verbundenen Vorstellungen hinausgehen. Häufig sind sie allerdings, wie fast überall auf der Welt, nichts anderes als der Ausdruck von Höflichkeit, Respekt und Rücksichtnahme gegenüber dem Mitmenschen. Darüber hinaus gilt es ein paar Besonderheiten zu beachten, die mithelfen mögen, Mißverständnisse, Probleme und eine Art »Kulturschock« für beide Seiten zu vermeiden.
>> König Bhumipol und seine Familie sind das Symbol für nationale Identität, Freiheit und Beständigkeit.
Die Thais lieben und verehren ihren König auf eine einfache, ehrliche und beeindruckende Art und Weise. Offene Kritik oder gar witzige Bemerkungen über das Königshaus werden als Majestätsbeleidigung betrachtet und können großen Ärger bedeuten.
>> Pünktlich um 8.00 Uhr morgens und um 18.00 Uhr abends ertönt auf allen Radio- und Fernsehstationen sowie aus unzähligen Lautsprechern öffentlicher Gebäude im ganzen Land die Nationalhymne. Außer in den großen Städten und den ausgesprochenen Touristenorten steht dann für etwa eine Minute das Leben still, im wahrsten Sinne des Wortes.
>> In einer Reihe von Provinzstädten, z.B. Nakhon Si Thammarat oder Khon Kaen, geht nachts der Glöckner um. Mit einem Hammer oder Eisenstab schlägt er an Metallstücke, die an Straßenlaternen aufgehängt sind, und zeigt so bis zum frühen Morgen die vollen Stunden an.
>> Thais sind tiefgläubige Buddhisten. Es wäre eine grobe Verletzung ihrer Gefühle, einen Tempel in unangemessener Bekleidung zu betreten. Weder kurze Hosen noch lockerer Strandfummel sind erwünscht. Vor dem Betreten eines Gebäudes im Wat müssen unbedingt die Schuhe ausgezogen werden.
>> Jede Darstellung von Buddha, ob groß oder klein, antike Ruine oder neue Statue, gilt als heilig und verlangt nach respektvoller Behandlung. Also auf keinen Fall zum Fotografieren auf eine Buddhafigur klettern!
>> Frauen dürfen Mönchen weder etwas überreichen noch sie irgendwie berühren. Darauf sollte besonders in engen, überfüllten Bussen geachtet werden.
>> Thais sind ausgesprochen tolerante, zurückhaltende und dennoch sehr freundliche Menschen. Ihr Leben wird weniger durch materielle Werte bestimmt als vielmehr durch den Respekt vor den Gefühlen anderer Menschen und dem Streben nach sozialer Harmonie.
>> Wer seinem (auch noch so berechtigten) Ärger offensichtlich und lauthals Luft macht, verhält sich in thailändischen Augen ungezogen und rüpelhaft und »verliert sein Gesicht«. Angebrachter und in den meisten Fällen auch effektiver ist es, ruhig und gelassen zu bleiben, jai yen - kühles Herz - zu zeigen, und das Ganze mit einem Lächeln zu garnieren.
>> Der Austausch von Zärtlichkeiten zwischen den Geschlechtern in der Öffentlichkeit gilt als ausgesprochen flegelhaftes Verhalten und wird bei Ausländern allenfalls höflich geduldet. Dagegen ist Händchenhalten bei thailändischen Männern nicht ungewöhnlich. Es ist eine einfache Geste der Freundschaft, nicht etwa ein Zeichen von Schwulsein.
>> Wer in einem richtigen Thai-Restaurant ißt, wird sich an ein paar Eigenarten gewöhnen müssen, besonders in der Provinz. Will man das zahlreich herumschwirrende Bedienungspersonal auf sich aufmerksam machen, reicht ein kurzer Blickkontakt und ein kurzes, angedeutetes Nicken, in unübersichtlichen Situationen ein Heranwinken mit der Hand, wobei die Innenfläche nach unten zeigt. Also niemals laut rufen, zischen, mit den Fingern schnippen, in die Hände klatschen oder das Glas klingen lassen - soviel Lärm stört. Kaum hat man den letzten Bissen in den Mund geschoben, werden auch schon Teller, Schüsseln und Besteck abgeräumt. Eine für uns sicherlich ungewöhnliche Tischsitte. Sind Getränke bestellt, wird eine aufmerksame Kellnerin unaufgefordert dafür sorgen, daß die Gläser ständig bis zum Rand gefüllt sind oder immer frischgemixte Drinks bereitstehen: Eine angenehme Tischsitte!
>> Vor dem Betreten eines privaten Hauses oder einer Wohnung ist es üblich, an der Türschwelle die Schuhe auszuziehen.
>> Wer in ein Thai-Haus eingeladen wird, sollte auf keinen Fall schwarz gekleidet erscheinen, auch wenn schwarz gerade die Modefarbe der Saison ist. Mit der »Farbe des Todes« könnte großes Unglück ins Haus kommen - wahrlich kein schönes Gastgeschenk.
>> Kleidung und sozialer Status stehen für Thais in einem engen Zusammenhang. Wer es sich finanziell irgendwie leisten kann, wird lieber einmal mehr am Tag die Garderobe wechseln, bevor er mit schmutzigen und riechenden Klamotten sein Umfeld beleidigt. Ungepflegte Kleidung disqualifiziert ihren Träger von vornherein. Das gilt auch für Ausländer, die nur ernstgenommen und akzeptiert werden, wenn ihr äußeres Erscheinungsbild den thailändischen Normen entspricht. Wer z.B. in »Essighemd«, abgeschnittenen Jeans und Badelatschen sein Visum verlängern lassen will, kann das Fahrgeld zum Immigration Office gleich in den Wind schreiben. Feste Schuhe, eine saubere Hose und ein gebügeltes Hemd bzw. ein nettes Kleid oder Rock und Bluse erleichtern jeden Behördengang erheblich. Allzu leichtbekleidete Damen - nach dem Motto: im Bikini zum Shopping - werden schnell als »leichte Mädchen« angesehen und entsprechend behandelt, auch wenn sie sich in männlicher Begleitung befinden. Frauen sollten deshalb abseits der Strände auf das Tragen von Blusen und T-Shirts verzichten, bei denen man von Ost nach West oder von Nord nach Süd blicken kann.
>> Der Kopf ist in den Augen der Thais der Sitz des Geistes und der Seele und somit heiligster Teil des Körpers. Es gilt, im günstigsten Fall, als ausgesprochen unhöflich, jemanden am Kopf zu berühren, sei es nun absichtlich oder unabsichtlich. Also Vorsicht in überfüllten Bussen. Auch bei noch so niedlich dreinschauenden Kindern sollte man der Versuchung widerstehen, ihnen durchs Haar zu streichen.
>> Gleichfalls gilt es als äußerst unhöflich, jemanden von oben anzusehen, das heißt, auf ihn herabzuschauen. Als großgewachsener Mensch kann man die für einen Thai peinliche Situation überspielen, indem man z.B. den Oberkörper symbolisch leicht nach vorne beugt.
>> Die Füße stellen den minderwertigsten Teil des Körpers dar. Für einen Thai sind sie der Inbegriff für Schmutz, in dem sie sich ja tatsächlich auch meistens bewegen. Als grob beleidigend wird deshalb empfunden, wenn dieser unwürdige Körperteil auf einen Mitmenschen gerichtet ist. Beim Hinsetzen also immer darauf achten, daß bei übereinandergeschlagenen Beinen - so sitzen viele Menschen ja am liebsten und bequemsten - nicht die Fußspitze auf jemanden zeigt. Als Majestätsbeleidigung mit entsprechenden Konsequenzen gilt, einen davonfliegenden thailändischen Geldschein oder eine wegrollende Münze mit dem Fuß festzuhalten zu versuchen: Auf beiden befindet sich das Portrait (der Kopf!) des Königs!!!
>> Thais sprechen sich mit dem Vornamen an, weil ihre Familiennamen für den Alltagsgebrauch meist zu lang und zu kompliziert sind. In einer höflichen Konversation wird dem Vornamen ein kun vorangestellt.
>> Die typischste Thai-Geste ist sicher der wai, bei dem die Hände in gebetsähnlicher Haltung zusammengelegt werden und der Kopf leicht nach vorn geneigt wird. Der Wai wird allgemein zwar zur Begrüßung eingesetzt (stumm oder mit einem einfachen sawadi), seine eigentliche Bedeutung geht aber weit darüber hinaus. Ein Wai ist immer auch eine Geste des Respekts und der Achtung, ein Ausdruck des komplizierten hierarchischen Sozialgefüges. Wie, wann und wem man einen Wai anbietet, ist für Nicht-Thais eine nicht leicht zu handhabende Angelegenheit. Für den, der es dennoch versuchen möchte, hier ein paar Tips:
Die Hände werden meist in Brusthöhe zusammengelegt. Je tiefer man den Kopf neigt, desto größer ist die Respektbezeugung. Nicht Thais sollten den Kopf jedoch nur soweit neigen, bis die Nasenspitze die zusammengelegten Finger berührt (z.B. gegenüber Mönchen). Da die sozial tieferstehende Person den Wai zuerst anbietet, sollte der Antwort-Wai immer etwas weniger respektvoll, also nicht ganz so tief ausfallen. Aber selbst noch so demokratisch und sozial eingestellte Urlauber sollten es unbedingt unterlassen, einen von Kellnerinnen, Kindern oder Taxifahrern entgegengebrachten Wai zu erwidern. Sie würden sich bestenfalls nur lächerlich machen. Die richtige Erwiderung wäre hier ein einfaches und freundliches Lächeln.
Wem das alles zu kompliziert erscheint, dem sei zur Beruhigung gesagt, daß die Thais, höflich und mitfühlend wie sie nun einmal sind, ihren ausländischen Gästen in verzwickten Situationen blitzschnell aus der Klemme helfen, indem sie ihnen einen simplen Handschlag anbieten.
>> »Thailand - das Land des Lächelns«: Ein beliebter Slogan thailändischer Tourismuswerbung, der tatsächlich nicht zu viel verspricht. Thais lächeln gerne und viel. Natürlich wie unsereins auch aus Freude und zur Erheiterung. Sie kennen darüber hinaus jedoch über zwanzig verschiedene Arten des Lächelns, die neben dem Gefühlsausbruch über ein erfreuliches Ereignis auch ein wichtiges Instrument zur Erhaltung der sozialen Harmonie darstellen. So werden mit einem Lächeln kleinere Ungeschicklichkeiten entschuldigt, etwa wenn einem im Bus bei einer Vollbremsung das Mittagessen des Hintermanns ins Genick fliegt. Auch werden die in der Thai-Sprache selten benutzten Worte »Danke« und »Bitte« gerne durch ein Lächeln ersetzt. Konflikte und peinliche Situationen werden einfach weggelächelt, worüber sich unwissende Ausländer ganz besonders gerne aufregen: Da fragt man einen Einheimischen nach dem Weg und bekommt als Antwort ein etwas gequält wirkendes Lächeln! Entweder hat der Gefragte nichts verstanden, weil er der fremden Sprache nicht mächtig ist, oder er weiß die Antwort nicht. Also lächelt er einfach und entgeht so einem Gesichtsverlust. Zurücklächeln und nicht ärgern, heißt die Devise. Außerdem: Lächeln hält jung, macht schön und steckt an. Wie sehr man von dieser »Krankheit« infiziert ist, merkt man spätestens zu Hause!
>> Sanuk und mai pen rai sind zwei wichtige Begriffe thailändischer Mentalität und Lebensphilosophie. In ihrer wörtlichen Übersetzung geben beide jedoch nur unvollständig ihre kulturspezifische Bedeutung wieder. »Sanuk« heißt »Spaß, Freude« und beinhaltet die Fähigkeit der Thais, auch an den kleinen Annehmlichkeiten des Lebens großen Spaß zu haben. Das kann ein Essen in einem guten Restaurant sein, ein Kinobesuch, eine Feier, ein Treffen mit Freunden, aber auch ein Besuch im Wat. Arbeit dagegen ist in den meisten Fällen mai sanuk, was sicher nicht übersetzt werden muß. »Mai pen rai« heißt »macht nichts, geht in Ordnung, kein Problem« und ist eine vielgebrauchte Floskel, mit der kleinere Mißverständnisse und Ärgernisse entschuldigt und so aus der Welt geschafft werden, daß keiner der Beteiligten einen Gesichtsverlust erleidet. Die Bedeutung geht aber tiefer. Sie umfaßt die ausgeprägte pragmatische Ader der Thais, die wichtigen und unwichtigen Dinge des Alltags so zu akzeptieren, wie sie nun einmal sind. Mai pen rai - wozu sich aufregen!
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