Die Regierungszeiten von Rama I (1782-1809) und seines Sohnes Rama II (1809-1824) waren geprägt von einem starken Drang zur Renaissance der Kultur Ayutthayas: Gesetzestexte, religiöse Werke und literarische Texte wurden neu geschrieben und Tempel und Paläste nach alten Plänen wieder aufgebaut, wobei teilweise sogar Ziegel und Steine aus den Ruinen von Ayutthaya verwendet wurden. So entstanden unter Rama I unter anderem der Royal Palace und der Wat Phra Khaeo.
Sein Sohn Rama II tat sich besonders im Verfassen klassischer Texte hervor; von ihm stammt z.B. die thailändische Version »Ramakhien« der Hindu-Sage»Ramayana«.
Konnten die beiden ersten Könige der Chakri-Dynastie in einem gesellschaftlich festgefügten, hierarchisch geordneten Rahmen die Traditionen erneuern und pflegen, sahen sich ihre Nachfolger vor Probleme gestellt, die Siam zwangen, aus der selbstgewählten außenpolitischen Isolation heraus zu treten.
Die expandierende Handelspolitik des frühen 19. Jahrhunderts, besonders der Briten, in Richtung China brachte viele westliche Händler und Diplomaten dazu, Siam als Handelspartner wieder zu entdecken.
Unter Rama III (1824-1851) wurden die ersten Handelsverträge mit den Engländern (1826) und Amerikanern (1833) geschlossen. Der Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt einsetzende Kolonialismus europäischer Nationen führte zu einer weiteren Öffnung in der Außenpolitik.
Rama IV (1851 - 1868)
König Chulalongkorn
Dieser politische Kurs wurde von seinem Sohn, König Chulalongkorn, Rama V (1868-1910), fortgesetzt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts befand sich Siam außenpolitisch in einer äußerst schwierigen Lage: 1884 hatten die Engländer auch den Norden von Burma erobert, nachdem sie bereits 1826 Zentralburma zu einem Teil ihres Empires gemacht hatten. Auch über Malaya (Malaysia) wehte die britische Flagge. Indonesien wurde von den Holländern regiert und Vietnam, Laos und Kambodscha waren französisches Hoheitsgebiet.
König Chulalongkorn gelang es mit viel Verhandlungsgeschick und durch die Abgabe einiger Gebiete östlich des Mekhong an Frankreich, sein Land vor dem kolonialen Schicksal anderer asiatischer Staaten zu bewahren - Siam blieb frei. 1896 unterzeichneten England und Frankreich ein Abkommen, das Siam den Status einer neutralen Pufferzone zwischen den rivalisierenden Kolonialmächten verlieh.
Rama V (1868 - 1910) König Chulalongkorn
Innenpolitisch war König Chulalongkorn sicherlich einer der revolutionärsten Herrscher in der thailändischen Geschichte. Er erkannte, dass nur eine zügige Modernisierung des Staates von innen auf lange Sicht die Unabhängigkeit sichern konnte. Unterstützt wurde er bei diesem Vorhaben von seinem Halbbruder Prinz Damrong Rachanubhab, der seinem Beraterkreis »Young Siam« angehörte.
Unter anderem wurde die Staatsverwaltung umorganisiert und weiter zentralisiert, das Finanzsystem gestrafft, die Leibeigenschaft abgeschafft, und den verschiedenen Provinzen eine kontrollierbare eigenständige Verwaltung zugebilligt. Telegraphenleitungen und Eisenbahnlinien wurden gebaut und die ersten allgemeinen Schulen eingerichtet.
Prinz Damrong
Chulalongkorns Sohn Vajiravudh, Rama VI, regierte von 1910 bis 1925. Er war in Oxford erzogen worden und führte die Geschicke Siams ganz im Sinne der Politik seines Vaters fort. 1917 eröffnete er die nach seinem Vater benannte erste Universität des Landes und führte die allgemeine Schulpflicht ein. Der weiteren Öffnung nach Westen stand jedoch das Gedankengut seines umfangreichen literarischen Werkes gegenüber, mit dem er sich als Förderer nationaler Ideen, verbunden mit der Stärkung des Nationalbewusstseins, hervortat.