Mit dem Königreich Ayutthaya beginnt im Jahre 1351 die Entwicklung der Tai Völker zu einem eigenständigen Volk.
Die Geschichte Ayutthayas ist geprägt von wechselvollenKämpfen um die Machtam Königshof und um den Einfluß in den abhängigen Gebieten.
Die Geschichte von Ayutthaya ist auch eineGeschichte der Waffentechnik: jeder König, der überlegene Waffen kaufen oder Söldner anheuern konnte, begann einen Krieg - gegen Burma im Norden und Westen oder gegen die Khmer im Osten.
Und wer lieferte die hoch entwickelten Waffen? Wer anders als die Handel treibendeneuropäischen Seemächte.
Das Königreich Ayutthaya
Im Jahr 1350 vereinte der U-Thong-Fürst Ramathibodi die beiden unabhängigen Königreiche Lavo und U-Thong zu einem neuen mit Ayutthaya als Hauptstadt. In den folgenden 417 Jahren regierten 33 Könige das Land und entwickelten es zu einem der mächtigsten Staaten Südost-Asiens.
Während es unter Ramathibodi I nur von lokaler Bedeutung war, konnten seine späteren Nachfolger ab Anfang des 15. Jahrhunderts Ayutthayas Einflußbereich immer weiter ausdehnen.
Unterlegene Staaten waren tributpflichtig nach demMandala System. Das Mandala System stellte einen Flickenteppich von unabhängigen, aber tributpflichtigen Fürstentümern dar. Es erlaubte auch mehrfache Tribut-Pflicht gegenüber verschiedenen, als überlegen akzeptierten Herrschern.
Bereits 1378 wurde gleichzeitig mit dem Königreich Sukhothai auch der größte Teil des Khmer-Reiches annektiert. 1431 fiel mit derEroberung der Khmer-Hauptstadt Angkorauch der Rest des Landes unter die Vorherrschaft der Könige von Ayutthaya. Obwohl die Khmer den Thais als Feinde auf dem Schlachtfeld gegenüberstanden, hatten sie doch einen großen Einfluss auf Ayutthayas und letztendlich damit auch auf die thailändische Geschichte, besonders was das Wesen und die Organisation des Staates und der Gesellschaft betraf. So wich das Selbstverständnis der Sukhothai‑Könige als gerechte und wohlstandsbringende Beschützer des Volkes dem neuen Bild desGott-Königs, der über alle Vollmachten verfügt und eine umfassende Gewalt besitzt. Neben dem erstmals eingeführten zentralistischen Verwaltungssystemwurde auch ein neu geordnetes Feudalsystem geschaffen, das sich nicht mehr auf die Mitglieder der königlichen Familie, sondern auf ernannte Adlige und Prinzipale stütze.
Die Konflikte mit Lanna
Mit der Herrschaft über Sukhothai begannen für Ayutthaya die Konflikte mit dem bereits 1262 gegründeten Königreich Lanna. Während der Regierungszeit König Trailokanats (1448-1488) erreichten die Auseinandersetzungen ihren Höhepunkt; insgesamt siebenmal kam es zum Krieg mit dem nördlichen Nachbarn. Doch selbst als König Trailokanat die Hauptstadt des Reiches 1463 für einige Jahre aus strategischen Gründen weiter nördlich nach Phitsanulok verlegte, gelang es ihm nicht, den Widerstand dieses Gegners zu brechen und ihn zu unterwerfen. Erst Ende des 18. Jahrhunderts konnten die Thais Lanna endgültig unter ihre Kontrolle bringen, nachdem sich dort im Laufe der Jahrhunderte Zeiten der Unabhängigkeit mit Zeiten der Abhängigkeit von Burma abgewechselt hatten.
Die Goldene Ära
Unter Naresuans Regentschaft erreichte Thailand seine größte territoriale Ausdehnung, nachdem große Teile Burmas und Kambodschas erobert wurden.
Dasgoldene ZeitalterAyutthayas begann.
Handel, Kunst und Kultur blühten, und die Hauptstadt mit ihren fast eine Million Einwohnern gehörte zu den größten und schönsten Städten des Fernen Ostens.
Die Kriege mit Burma
Schärfster Rivale Ayutthayas beim Kampf um die Vorherrschaft in Indochina war Burma. Es gab kaum eine Regierungszeit eines Königs, die nicht von Auseinandersetzungen mit dem mächtigen Nachbarn geprägt war.
1569 überrannten die burmesischen Heere zum ersten Mal Ayutthaya, das nun 15 Jahre lang zu einem Vasallenstaat Burmas wurde. Der heute als Nationalheld gefeierte Königssohn Naresuan führte ab 1584 einen Aufstand gegen die Besetzer und brachte nach dreijährigem Kampf die Unabhängigkeit zurück.
Das Ende Ayutthayas
Mitte des 18. Jahrhunderts begannen die erstarkten und wieder einmal geeinten Burmesen erneut Ayutthaya zu attackieren. Unter ihrem Anführer Hsinbyshin drangen sie 1765 von Norden und Westen nach Ayutthaya vor.
Nach zweijährigen heftigen Kämpfen überrannten die Burmesen im April 1767 die Stadt und machten sie fast vollständig dem Erdboden gleich. Ayutthaya wurde geplündert und verwüstet. Alles, was den Thais heilig war, wurde zerstört: Tempel, Statuen und Manuskripte.
Die Beziehungen zu den Europäern
Ein besonderes Kapitel in der Geschichte Ayutthayas stellen die Beziehungen zu den europäischen Nationen dar. Bereits kurz nach der Eroberung Malaccas im heutigen Malaysia durch die Portugiesen im Jahr 1511 erreichten die ersten Händler und Missionare den Hof des Königs von Siam. (Den Europäern war das thailändische Königreich unter der Bezeichnung Siam geläufig, und so hieß es auch bis 1939). Schon drei Jahre später unterzeichnete König Ramathibodi II einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit dem Königreich Portugal, das übrigens 1820 die erste ausländische Botschaft in Siam eröffnete. Den Portugiesen folgten zunächst die Engländer und Holländer. Besonders die Holländer betrieben eine aggressive Handelspolitik, die immer wieder zu Konflikten mit den Thais führte. Unter König Narai (1657-1688) nahmen die Reibereien an Schärfe zu und erreichten ihren Höhepunkt, als sich die Holländer 1644 auf nicht legale Weise ein fast exklusives Außenhandelsmonopol für Siam sicherten. Auf Anraten seines Kanzlers und Beraters Constantine Phaulkon verbündete sich König Narai daraufhin mit Frankreich, das bereits 1622 seine ersten Missionare nach Siam entsandt hatte.
Constantine Phaulkon
Constantine Phaulon war sicher eine der schillerndesten Figuren der thailändischen Geschichte. Er war griechischer Abstammung und hatte es in kürzester Zeit trotz erbitterten Widerstandes geschafft, zum hohen Beamten und Kanzler von König Naraj aufzusteigen. Als im Jahre 1687 Frankreich zusätzlich zu den Missionaren 600 schwerbewaffnete Soldaten zur Unterstützung der Christianisierung nach Siam entsandte, befürchtete ein Großteil des Adels eine ausländische Machtübernahme und nutzte 1688 eine schwere Krankheit des Königs, um eigene Interessen durchzusetzen: Phaulkon wurde hingerichtet, die Franzosen wurden aus dem Land getrieben.
Als Folge dieser Erfahrungen mit Ausländern wurden die außenpolitischen Beziehungen zu den Europäern bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts stark eingeschränkt - Siam isolierte sich vom Westen.